„Versteckts de Spritzpistoln und lebts frei!“

„Des heid is a Seminar und koa Konzert, weil a Seminar günstiger kimmt“ – Hans Söllner spielte im Schierlinger Aumeier-Saal
   

 

Hans Söllner in Schierling
   

 

Er produziert seinen Honig selbst, setzt sich für Naturstrom ein, lästert auf seinen Konzerten über Asylanten, Bauern, Jäger, Raucher, Fleischesser, Politiker, Richter, Anwälte, Staatspräsidenten, Verkehrskontrollen oder über die Sendung „Bauer sucht Frau“. Nicht, weil es gerade schick ist, sondern weil er die Zustände unmöglich findet und „a bissl a Widerstand geht immer!“ Der Bad Reichenhaller Liedermacher Hans Söllner begeisterte mit seinen Liedern und Sprüchen das Publikum im Gasthaus „Zum Aumeier“ in Schierling so sehr, dass alle bis zum letzten Ton an seinen Lippen hingen.

Hans Söllner fand sich als Kind – wie er sagt – nach einem 3/4 Jahr schweren Diezl-Entzugs (Schnuller-Entzug) damit ab, dass man mit denen, die das Sagen haben, nicht diskutieren kann. Er brachte sich selber das Gitarrespielen bei und trat seit seinem ersten Konzert 1979 in München als Alternativer auf. Inzwischen gibt es von ihm 18 CDs und seine Konzerte finden nicht in großen Hallen – die er leicht füllen würde – statt, sondern in kleinerem Kreis wie im Gasthaus „Zum Aumeier“ in Schierling. Söllner hat nix gegen Bauern, aber gegen Tierquäler, die männlichen Ferkeln die Hoden abschneiden oder Hühner auf engstem Raum halten. Er hat auch nix gegen Polizisten, aber gegen Polizeiwillkür. Er sagt, dass er sich bei regelmäßigem Marihuana-Genuss sichtlich von allen Leiden erholt. Und er ist davon überzeugt, dass jeder Mensch den Weg gehen muss, den sein Rhythmus bestimmt: „I werd mein Weg, aa wenn er durch Gerichtssäle und Ausnüchterungszelln führt, bis zum End geh.“

Das Konzert im Aumeier-Saal in Schierling war in kürzester Zeit ausverkauft. Die Fans kamen von weit her, einige bis aus Nürnberg. Sie hatten Kalender und Schallplatten von Hans Söllner dabei, um sie am Ende von ihm signieren zu lassen. Söllner-T-Shirts, CDs, DVDs und Poster konnten in der Pause und am Ende gekauft werden und es gab natürlich auch Autogramme. Damit seine Vorstellung nicht gestört wird, hatte er darum gebeten, dass während des Konzerts nicht bedient wird. Die Besucher bekamen viele typische Söllner-Sprüche zu aktuellen Themen zu hören, aber auch alt bewährte Feindbilder bekamen ihr Fett weg. „Richter und Anwälte mögn des gar ned, wenn ma Hosenscheißer oder Pupser zu eana sagt.“ „Ihr da draußn miaßt koa Angst ham vor irgendwas, außer ihr habt 4 Halbe oder mehr. Dann solltet ihr Polizeistreifn meidn!“ Oder: „Quält koane Tiere, bringt koane Tiere um und esst amoi wenigstens oa Woch koa Fleisch.“ „Schiaßt ned af Menschen. Fangt ganz am Anfang o und kafft eire Kinder koane Spritzpistoln und kafft eana aa sonst nix, mit dem sie af andere zieln kennan. – Und kaffts eich koa Schnitzl für 4,95 Euro!“ An Letzteres hält er sich auch selbst. Nach dem Konzert bestellte er kein Fleisch, sondern einen Salatteller und eine Buttersemmel. Hans Söllner findet, dass Menschen artgerecht gehalten werden sollen. Artgerechte Haltung heißt für ihn: „Wenn mia frei vo Hunger, Verfolgung, Diskriminierung und Zukunftsangst san, wern ma unsere Mitmenschen und Mitlebewesen de selben Rechte zuagsteh. Und de brauchans, um in Friedn und Liebe zu lem.“

Hans Söllner wechselte während seines Konzerts immer wieder zwischen Konfrontation, Angriff und fast schon Sanftmut. „Es gibt a Gsetz, dass ma Staatsmänner ned verunglimpfn derf. Früher konnt i nix übern Sarkozy sagn. Jetz is er aba nur no a Ausländer und jetz derf i“, war die Einleitung, bevor er seine Meinung über Staatsmänner kund tat. Er fand es auch nicht richtig, dass man in unserem Land bestraft wird, wenn man positiv ist. „Wenn ma an Joint graucht hod und danoch mit a nicht messbaren Menge positiv getestet werd, is ma dro!“ Auch über Verkehrskontrollen lästerte er: „Wenn eich a Polizist aufhalt und an Führerschein sehn will, dann sagt: ‚Warum wolln Sie mein Führerschein seng? Ham Sie selber koan?‘ Also i hob mein dahoam im Safe, weil wenn mei Führerschein für die Polizei so wichtig is, muaß i doch guad drauf aufpassn, oder?“ Und wenn ihn einer nicht mag, sagt er: „Wennst du ned mit mir klar kimmst, dann geh doch du mir ausm Weg!“ Zu seinen Liedern begleitete sich Hans Söllner mit seiner Gitarre, zu einem Song auch noch mit einer Mundharmonika.

Sehr überrascht waren einige im Saal, als er, der vorher so rüde über Asylanten, Bauern, Polizisten und die Obrigkeit hergezogen war, plötzlich sanfte Töne anstimmte und sang: „Liaba Gott, i muaß di heid amol a bissal loben. I muaß di preisn und i muaß dankschön sogn zu dir.“ Oder wie er musikalisch Tipps im Umgang mit der Liebe gab: „Lass die Liebe in dei Herz, lass di verführn, sei ned so hart.“ Als Zugabe gab es noch sein bekanntestes Lied „Marihuana-Baam“, bei dem die Fans nichts mehr auf ihren Sitzen hielt. Alle sprangen auf und sangen mit. Zum Abschluss dankte er den Besuchern für ihren Respekt, ihre Toleranz und ihr Geld „und denkts dro, versteckts de Spritzpistoln und kaffts eich koane Schnitzel mehr für 4,95 Euro!“ Sein Resümee war noch einmal typisch Söllner: „Des war heid a scheena Abend do in Schierling an da tschechischn Grenz!“

   

 

Bereits eine Stunde vor Beginn war der Aumeier-Saal voll mit Söllner-Fans:

   
Mit seinen Liedern und Sprüchen begeisterte Hans Söllner sein Publikum.
Nicht nur mit der Gitarre, auch mit der Mundharmonika begleitete er sich bei seinen Liedern.

   

   
Egal ob Autogramm oder Foto, Hans Söllner nahm sich nach dem Konzert Zeit für seine Fans:

   

   

 
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